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Der digitale Umbruch mag alte Geschäftsmodelle lahmlegen, aber 2017 tut sich dennoch als erstklassiges Jahr für ältere Anführer hervor.
Der Versicherungsriese AIG stellte im Mai einen 70-jährigen Geschäftsführer ein und die Aktionäre von CSX hatten keine Bedenken, dem 72-jährigen neuen Chef des Bahnbetriebs einen spektakulären Willkommensbonus von 84 Millionen $ zu zahlen.
Dank des Fortschritts der Medizintechnik und Lebensstandards leben wir alle länger und eine Studie des Korn Ferry Institute hat gezeigt, dass Geschäftsführer älter sind als Menschen in anderen Führungspositionen. In den USA liegt das Durchschnittsalter von Führungskräften zur Zeit bei 58 Jahren.
Menschen sind jedoch noch nicht unbezwingbar. Laut einer Studie im Journal of Empirical Finance schadet der altersbedingte Rückgang der geistigen Fähigkeiten einer Führungskraft den Aktienkursen eines Unternehmens im Durchschnitt letztendlich.
Versuchen Sie aber nur einmal, das diesen 10 betagten Unternehmenschefs zu erzählen, die beweisen, dass jugendliche Tatkraft und technische Erfahrung guter altmodischer Beharrlichkeit und Weisheit einfach nicht ebenbürtig sind.
Brian Duperreault, AIG (70 Jahre)
Ein nachlassender Chef ist das Letzte, was AIG zur Zeit gebrauchen kann. Seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 hat die Versicherungsgesellschaft sechs Führungswechsel durchgemacht. Hier kommt Brian Duperreault ins Spiel, ein Veteran der Branche, der bewiesen hat, dass Alter kein Hindernis für Wandel darstellt. Duperreault hat vier große Versicherungsunternehmen erfolgreich geleitet und erst vor Kurzem Anerkennung dafür erhalten, dass er hochentwickelte Datenanalytik in der Branche eingeführt hat.
Brian Duperreault, AIG (Rob Kim/Getty Images)
Hunter Harrison, CSX Railroad (72 Jahre)
Der fleißige Hunter Harrison, der scharfe Kurswechsel nie scheut, hat das Schicksal von drei großen Bahnunternehmen zum Guten gewendet: Canadian Pacific, Canadian National Railway und Illinois Central. Bei letzterem revolutionierte Harrison jedoch den Sektor mit seinem sogenannten Präzisionsbahnsystem. Dieses brach mit der Tradition und sah unter anderem vor, Ladungen so schnell wie möglich an Kunden zu liefern, statt zu warten, bis die Züge voll sind. Um dies erfolgreich durchzuführen, mussten sowohl die Anlagennutzung als auch die Kostenkontrolle eine völlig neue Raffinesse erhalten.
Leslie Wexner, L Brands (80 Jahre)
Wexner ist seit über 54 Jahren für L Brands, die Muttergesellschaft von Victoria‘s Secret, verantwortlich, was ihn zum dienstältesten Chef der Fortune 500 macht. Ja, die Aktien des Unternehmens sind in letzter Zeit abgesackt, aber Wexner wurde im letzten Jahr von der Harvard Business School noch immer auf Platz 34 der leistungsstärksten Geschäftsführer gewählt. Wexner, der von der Zeitschrift Forbes als „chronischer Querdenker” bezeichnet wurde, hat sein Unternehmen ständig umgestaltet, um den unbeständigen Vorlieben der Kunden zu entsprechen. So verkaufte er beispielsweise 1996 Abercrombie & Fitch und konzentriert sich in letzter Zeit verstärkt auf günstigere Sport-BHs.
Rupert Murdoch, News Corp (86 Jahre)
Ob man ihn nun liebt oder hasst, den Mut des australischen Medienmoguls kann niemand abstreiten. Er ist angesichts von Skandalen wegen gehackter Telefone und des Niedergangs der Zeitschrift standhaft geblieben und übt noch immer kolossalen Einfluss in geschäftlichen und politischen Bereichen aus. Murdoch hat keine Angst davor, Risiken einzugehen, obwohl er mit Sky zu Anfang enorme Verluste hinnehmen musste. Zudem hilft seine Leidenschaft für herkömmliche Medien der Branche, trotz heftiger Konkurrenz von Google, Facebook und ähnlichen Unternehmen durchzuhalten.
Nobutsugu Shimizu, Life Corporation (91 Jahre)
Im Jahr 1945 sollte er auf eine Selbstmordmission im Zweiten Weltkrieg geschickt werden. Zu Nobutsugu Shimizus Glück endete der Krieg gerade rechtzeitig und der 19-Jährige konnte sich einer wirtschaftlichen Karriere widmen. Sein Überleben war auch für die Investoren in Life Corporation gut: Die Aktienwerte der japanischen Supermarktkette haben sich fast verdoppelt, seit er 2006 die Führung übernahm. Sein Alter ist in Japan, wo der durchschnittliche Geschäftsführer über 60 Jahre alt ist, nicht sonderlich außergewöhnlich. Der zweitälteste Leiter eines großen Unternehmens dort ist der 90‑jährige Shintaro Tsuji, der Gründer des Imperiums von Hello Kitty.
Frederick Smith, FedEx (73 Jahre)
Es stimmt, dass der aktuelle Erfolg von FedEx viel damit zu tun hat, dass die E‑Commerce-Revolution den Bedarf an Kurierdiensten in die Höhe treibt. Das Unternehmen könnte jedoch die beherrschende Marktposition nicht halten, die es heute innehat, wenn sich Frederick Smith nicht langfristig dafür engagiert hätte. Smith erwähnte die Idee für FedEx zum ersten Mal in einer Semesterarbeit für Yale, für die er eine durchschnittliche Note erhielt. Nach zwei Dienstzeiten in Vietnam kam er auf die Idee zurück und hatte damit glänzenden Erfolg. Dank gut ausgeführter Übernahmen, die die globale Reichweite von FedEx vergrößern, steigen die sowieso schon hohen Aktienwerte des Unternehmens weiter an.
Frederick Smith, FedEx (Alex Wong/Getty Images)
Martin Sorrell, WPP (72 Jahre)
Als dienstälteste Geschäftsführer des britischen FTSE 100 hat Sorrell WPP meisterhaft von einem Hersteller von Drahteinkaufskörben zum Weltmarktführer für Marketingkommunikationsdienste verwandelt, größtenteils durch dutzende klug ausgeführte Übernahmen. Er erlaubte neuen Unternehmen, selbstständig zu agieren, bis ihn ein Marktabschwung im Jahr 1992 dazu veranlasste, seine Geschäfte zu zentralisieren, um WPPs Größe auszunutzen. Die Herangehensweise funktionierte und Harvard Business Review betrachtet Sorrell als zweitbesten Geschäftsführer weltweit hinter Lars Rebien Sorensen von Novo Nordisk.
Li Ka-shing, CK Hutchison (89 Jahre)
Hongkongs reichster Mann verfügt über ein Vermögen von rund 34 Milliarden $, doch das war noch nicht immer so. Li Ka-shing stammt aus einfachsten Verhältnissen und brach im Alter von 12 Jahren die Schule ab, um in einer Fabrik für Uhrarmbänder zu arbeiten, nachdem sein Vater, ein Lehrer, an Tuberkulose gestorben war. Er gründete später einen Kunststoffhandel und gilt nun gemeinsam mit Warren Buffett als einer der klügsten Investoren der Welt. Ka-shing hat sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht und sein großes Imperium ständig verändert, um an der Spitze zu bleiben, beispielsweise durch den kürzlichen Verkauf eines asiatischen Telekommunikationsunternehmens oder eine frühzeitige Investition in Facebook im Jahr 2008.
Michael Bloomberg, Bloomberg (75 Jahre)
Donald Trump wurde im Alter von 70 Jahren zum bei Amtsantritt ältesten amerikanischen Präsidenten gewählt, während seine Rivalin Hillary Clinton zur Zeit 69 Jahre alt ist. Dies könnte die Befürworter von Michael Bloomberg ermutigen. Könnte der Medienmagnat und ehemalige Bürgermeister von New York möglicherweise im Jahr 2020 für das Präsidentschaftsamt kandidieren? Bis dahin wäre er 77 Jahre alt, doch seinen letzten Errungenschaften nach zu urteilen, wäre es unklug, ihn auszuschließen. Sein fortwährender Erfolg als Leiter des Finanzdatenunternehmens Bloomberg finanziert mehrere gemeinnützige Bestrebungen, durch die er sich als Hauptakteur im Kampf gegen den Klimawandel hervortut.
Michael Bloomberg, Bloomberg (David M Benett/Getty Images)
Warren Buffett, Berkshire Hathaway (87 Jahre)
Vielleicht liegt es an den fünf Dosen Cola, die er täglich trinkt, doch im Alter von 87 Jahren ist Warren Buffett noch immer ganz vorn mit dabei. Seine wertorientierte Herangehensweise an die Auswahl von Aktien, seine Großzügigkeit und sein scharfer Verstand haben ihm Anhänger auf der ganzen Welt eingebracht – und reiche Investoren. Seit 1964 hat Berkshire Hathaway eine Kapitalrendite von über 10.000 erzielt. Bei solchen Ergebnissen ist es kein Wunder, dass die Hauptversammlungen der Gruppe in Omaha noch immer jedes Jahr eine Vielzahl von treuen Buffett-Anhängern anziehen.
