Eine mit Kabeln verbundene Wolke

Produktivität

Die immensen Auswirkungen von 5G auf unsere Arbeit

Lesedauer:  4 Minuten

Das superschnelle mobile Breitband ist nur noch eine Frage der Zeit. Schon jetzt verspricht es, unsere Arbeit effizienter zu machen – egal wann, egal wo. James Day verkündet ein neues Zeitalter für digitale Nomaden und wirft einen Blick auf die Auswirkungen von 5G-Netzen: von sofortiger Konnektivität bis hin zur schnelleren Ausbreitung Cloud-basierter KI.

 

Vor Kurzem startete die weltweit erste öffentliche Testphase mit 5G ausgerechnet in Australien. Dabei soll mit dem mobilen Breitband mit Gigabit-Geschwindigkeit das Verlegen neuer Kabel „down under“ im Boden doch der Vergangenheit angehören.

5G ist genau genommen gar keine eigenständige Technologie, sondern ein werbewirksamer Sammelbegriff für Internetgeschwindigkeiten der nächsten Generation, die über Mobilfunknetze, Satelliten, Stromleitungen oder per Nachrüstung bereits verlegter Kabel erreicht werden.

Laut GSMA Intelligence können wir in den nächsten drei Jahren mit der kommerziellen Einführung in Nordamerika sowie wichtigen Märkten Europas und des asiatisch-pazifischen Raums rechnen.(1) Schon ab 2019 wird man uns mit neuen 5G-fähigen Smartphones und anderen Geräten überschwemmen.

Es liegt auf der Hand, dass eine stabile, schnelle Internetverbindung angesichts der Zunahme mobiler Arbeit – 2020 wird die Hälfte der britischen und US-amerikanischen Bevölkerung remote arbeiten(2)(3) – in Zukunft unverzichtbar sein wird, von den Anforderungen des Internets der Dinge (IoT) und künstlicher Intelligenz (KI) mal ganz abgesehen.

Doch darüber sollen sich die Netzbetreiber den Kopf zerbrechen. Schauen wir uns lieber an, was mit 5G alles besser und schneller wird.

1. Bessere Geschäftskommunikation

Wie kommunizieren Sie beruflich? Über Telefonate, Videoanrufe, E-Mails, Firmen-Messenger, Fernzugriff-Anwendungen und Content-Management-Systeme – allesamt unverzichtbar für produktives, rentables und erfolgreiches Arbeiten.

Und welche Probleme bremsen Sie aus, wenn Sie keinen Zugang zu schnellem, zuverlässigem Internet haben? Schlechter Empfang, abgebrochene Gespräche, ruckelnde, pixelige Videos und zu wenig Bandbreite zum Einloggen, Herunterladen von Dateien oder Senden von Antworten.

Der Ausbau des mobilen Breitbands über eine schnellere 5G-Verbindung mit besserer Abdeckung verspricht, diese Probleme lösen. So soll es möglich werden, hochaufgelöste Video-, Audio-und Bildinhalte mit sehr geringer Latenz (die Verzögerung zwischen Anweisung und Beginn des Datentransfers) zu streamen.

„Die Mehrzahl der weltweiten Mobilfunkbetreiber gibt an, dass besseres mobiles Breitband das zentrale Kundenversprechen der frühen 5G-Anwendungen sein wird”, so Dennisa Nichiforov-Chuang, Senior Analyst bei GSMA Intelligence.

Für alle, die auch außerhalb des Büros (sofern sie überhaupt noch eins haben) auf Teamwork, Kundenkontakt oder Austausch mit Kollegen angewiesen sind, wird sich die verzögerungsfreie Kommunikation im Vergleich zu den heutigen Störungen wie das Durchatmen nach einem langen Schnupfen anfühlen.

2. Klügere künstliche Intelligenz

Überlegen Sie mal, wie viel Zeit mobile Arbeitskräfte mithilfe sprachgesteuerter digitaler Assistenten sparen können, etwa beim Verfassen von Textnachrichten und E-Mails, Erstellen von Erinnerungen und To-do-Listen oder Verwalten von Kalendereinträgen.

Die Kombination aus 5G-Netzen und Cloud-basierter KI dürfte Maschinen in die Lage versetzen, schneller zu lernen und Sprache im Kontext zu begreifen. Denn was nützen uns Alexa, Siri, Google Assistant und Cortana, solange sie uns immer wieder missverstehen?

Prognosen zufolge werden 2020 50 % aller Suchanfragen per Spracheingabe(4) und 30 % ganz ohne Bildschirm(5) erfolgen. Mit 5G werden wir nicht nur schneller und verlässlicher auf benötigte Informationen zugreifen können, auch KI-gestützte Dienste werden einen gewaltigen Sprung machen.

Ein wichtiges Beispiel hierfür sind Text-to-Speech-Funktionen von Anbietern wie Amazon, Google und Nvidia. Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich ein PDF-Dokument wie einen Podcast vorlesen lassen oder Präsentationsnotizen ganz ohne Bildschirm noch einmal durchgehen – ganz zu schweigen von den Vorteilen für sehbehinderte Mitarbeiter.

Zwei Menschen nutzen Microsoft HoloLens

Nutzer der Microsoft HoloLens können in ihrer direkten Umgebung mit Hologrammen interagieren

 

3. Das Internet der Dinge

Durch vernetzte Geräte verändern sich die Betriebsabläufe: von der Fernverwaltung der Produktion bis hin zu schnelleren Kundenlieferungen durch Verknüpfung aller relevanten Prozesse.

Da 5G-Netze darauf ausgelegt sind, dem zunehmenden Konnektivitätsbedarf des Internets der Dinge (IoT) standzuhalten, verkraften sie bis zu eine Million Geräte pro Quadratkilometer.(6) Gleichzeitig sind sie energieeffizienter, sodass Akkus und Batterien länger halten.

Ericsson geht davon aus, dass 5G zuerst in großen Metropolregionen eingeführt wird.(7) Dort würden sich Smart-City-Lösungen wie vernetzte Ampeln, selbstfahrende Autos und Robotertechnik positiv auf den Berufsverkehr auswirken.

„Das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz kommen immer mehr in der Mitte der Gesellschaft an und eröffnen Chancen für Innovation, Wachstum und Produktivitätssteigerung“, so Nichiforov-Chuang. „5G wird in den nächsten zehn Jahren maßgeblich zum Fortschritt dieser wichtigen Entwicklungen beitragen.“

4. Interessantere Meetings

Wenn Herr Müller bei der Videokonferenz zur sechsten Folie über die Einsparmöglichkeiten bei Teebeutelmarken übergeht, fallen auch dem Letzten die Augen zu.

Sie werden sie vor Staunen weit aufreißen, wenn Sie dank 5G mit einem Hologramm telefonieren und Präsentationen mit oder ohne Brille in 3D ansehen können. Gerade einseitige Technologien wie Augmented Reality (AR) und virtuelle Realität (VR) profitieren von der zusätzlichen Bandbreite durch 5G.

Die HoloLens von Microsoft ermöglicht die Interaktion mit Hologrammen in der unmittelbaren Umgebung, während Microsoft Mixed Reality einen virtuellen Konferenzraum erschafft, in dem Sie und Ihre Kollegen sich als Avatare bewegen. Das macht die gemeinsame Arbeit an Projekten und den Austausch von Ideen gleich viel lebhafter und interessanter. Und alles, was Sie dafür brauchen, sind ein PC mit Windows 10 und ein Headset.

„Die Einführung von 5G wird sich durch die deutlich verbesserte Datenübertragung und geringere Verzögerungen positiv auf AR und VR auswirken”, ergänzt Nichiforov-Chuang.

5. „Network Slicing“ ist das neue IT-Schlagwort

Wenn Sie CTO oder IT-Manager sind, Programmierer oder Codierer, dann wird Ihnen beim Begriff „Network Slicing“ im Zusammenhang mit 5G das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Ein 5G-Anbieter kann damit einen Teil seines Netzes für die konkreten Anforderungen einer Anwendung, eines Dienstes oder eines Geräts reservieren. So steht Ihnen permanent Ihre eigene üppige Bandbreite zur Verfügung, um effizienter zu arbeiten.

Die Geschwindigkeit, Kapazität, Konnektivität und Abdeckung werden ganz nach Bedarf der jeweiligen Anwendung zugewiesen. Zum Beispiel ließen sich so Videotelefonate isolieren, damit sie nicht durch anderen Datenverkehr beeinträchtigt werden. Gleichzeitig steigt die Sicherheit, da Cyberattacken immer nur auf ein Slice beschränkt wären.

Bei gemeinsam genutzten Arbeitsräumen ließe sich mit separaten Netz-Slices verhindern, dass Cloud-basierte Tätigkeiten durch Nutzer gestört werden, die in ihrer Mittagspause Netflix schauen. Ebenso könnte eine WG den E-Mail-Verkehr und Online-Spiele auf mehrere Slices aufteilen – Call of Duty war nie besser!

„Network Slicing ist eine besonders vielversprechende Möglichkeit. Dabei würde ein Betreiber einzelne Segmente, oder Slices, seiner Netzkapazität mit garantierter Servicequalität für bestimmte Kunden reservieren“, erklärt Nichiforov-Chuang.

 


James Day ist Technikjournalist und lebt in Großbritannien.

Quellen:

(1) https://www.gsma.com/mobileeconomy/wp-content/uploads/2018/02/The-Mobile-Economy-Global-2018.pdf

(2) http://smallbusiness.co.uk/half-uk-workforce-remotely-2020-2540827/

(3) https://www.verdict.co.uk/half-us-workforce-will-work-remotely-2020-need-5g-internet/

(4) https://www.campaignlive.co.uk/article/just-say-it-future-search-voice-personal-digital-assistants/1392459

(5) https://www.mediapost.com/publications/article/291913/gartner-predicts-30-of-searches-without-a-screen.html

(6) https://arstechnica.com/information-technology/2017/02/5g-imt-2020-specs/

(7) https://www.ericsson.com/en/press-releases/2017/11/ericsson-predicts-1-billion-5g-subscriptions-in-2023