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Die einflussreichsten Unternehmer der heutigen Zeit

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Was bestimmt den Einfluss einer Person in der heutigen Geschäftswelt? Für manche zählt nur, was unter dem Strich steht, sprich: Reichtum. Natürlich ist Geld nicht alles. Doch wer eine Firma leitet, deren Aktienkurse in die Höhe schießen, hat offensichtlich etwas erschaffen, an dem alle teilhaben wollen. Es verwundert also nicht, dass diese Menschen großes Ansehen genießen.

Allerdings orientieren sich in unseren schnelllebigen Zeiten, in denen neue Technologien etablierte Unternehmen mächtig durcheinanderwirbeln, viele auch an den Chefs von High-Tech-Firmen. Gleichzeitig verändern sich im Zuge gesellschaftlicher Umbrüche die Geschäftsleitungen: Derzeit durchbricht eine neue Generation von Unternehmerinnen die gläserne Decke und sorgt für frischen Wind in den Chefetagen. 

Wir wollen Ihnen einige der einflussreichsten Unternehmer der heutigen Zeit vorstellen. Darunter finden sich Milliardäre, Technikfreaks und Aufsteigerinnen, die zur Crème de la Crème in Sachen Unternehmensführung gehören und uns vielleicht einen Ausblick auf deren Zukunft gewähren können.

 

Die Superreichen

Der Erfolg eines Unternehmens lässt sich an vielem messen, Geld spielt aber immer eine Rolle. Eine einzige Entscheidung milliardenschwerer CEOs kann den Kurs ganzer Branchen verändern. Ihr Einfluss ist also nicht von der Hand zu weisen. Doch wer führt denn gerade die Liste der Superreichen an?

In den letzten Monaten wechselte das Zepter zwischen dem Microsoft-Gründer und Philanthropen Bill Gates und dem Amazon-Gründer Jeff Bezos aufgrund schwankender Aktienkurse ihrer jeweiligen Unternehmen hin und her. Das geschätzte Vermögen von Bezos beläuft sich derzeit auf mehr als 90 Milliarden US-Dollar. Nicht schlecht für jemanden, der sein erstes Geld mit Traktorreparaturen in den Sommerferien verdiente. Nach seinem Studium in Princeton arbeitete Bezos an der Wall Street bei einer Finanzsoftwarefirma, bis er 1994 kündigte, um von einer Garage in Seattle aus Bücher über das Internet zu verkaufen.

Es war ein riskanter Schritt, doch heute dominiert Amazon den Onlinehandel und zeichnet für 53 Prozent des dortigen Wachstums verantwortlich. So sagte Bezos kürzlich bei der Tech-Konferenz Summit Series: „Wäre ich damit gescheitert, wäre ich mit 80 trotzdem sehr stolz, dass ich es versucht habe.“ Außerdem besitzt er Anteile an Medienunternehmen – 2013 kaufte er für 250 Millionen Dollar die Washington Post  – und er hat ein Faible fürs Weltall: Mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin entwickelt er derzeit eine wiederverwendbare Passagierrakete.

Jeff Bezos, Amazon (Mark Wilson/Getty Images)

Auch der Selfmade-Einzelhandelsmilliardär Amancio Ortega, Gründer der weltbekannten Fast-Fashion-Marke Zara, hatte in den vergangenen Jahren vorübergehend den Spitzenplatz inne. Der 1936 im spanischen Busdongo de Arbas geborene Unternehmer brach mit 14 die Schule ab, um als Laufjunge in einem Bekleidungsgeschäft anzuheuern. Später gründete er Inditex, das heute größte Textilunternehmen der Welt. Der Konzern besitzt neben Zara acht weitere Einzelhandelsmarken und betreibt weltweit mehr als 7000 Filialen mit einem Jahresumsatz von 25,7 Milliarden US-Dollar (Stand Januar 2017). Da Ortega seine 59 Prozent an Inditex offenbar nicht genügen, gehören ihm auch noch Büro- und Einzelhandelsimmobilien in internationalen Toplagen, einschließlich eines der höchsten Wolkenkratzer Spaniens. Trotz seines Reichtums und seines Einflusses auf den Einzelhandel gilt er als sehr reservierter, bodenständiger Mensch, der jeden Tag mit seinen Angestellten in der Unternehmenskantine zu Mittag isst.

Vervollständigt werden die Top Fünf des Jahres 2017 durch Großinvestor Warren Buffett und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Die reichste Frau der Welt ist nach dem Tod der L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt im September nun Alice Walton, Tochter des Wal-Mart-Gründers Sam Walton, mit einem geschätzten Vermögen von 33,8 Milliarden US-Dollar.

 

Revolutionäre Technopreneure 

Da Technologie ein Wachstumstreiber ist, verwundert es nicht, dass einige der Superreichen auch hinter den größten Technologieunternehmen der Welt stecken, wie Bill Gates, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Apple-CEO Tim Cook.

Doch es gibt wohl kaum jemanden mit einer größeren Strahlkraft als Elon Musk mit seinem Ehrgeiz und seinem Hang zur Selbstinszenierung. Der in Südafrika geborene CEO von SpaceX und Tesla gründete sein erstes Technologieunternehmen 1995. 1999 folgte dann die Firma, aus der später PayPal hervorging. Seither gestatten ihm die Erträge aus dieser Investition – sein Vermögen wird auf 20,8 Milliarden US-Dollar geschätzt – mit immer neuen Geschäftsideen eine Vorreiterrolle im Bereich Raumfahrt- und Automobiltechnologie einzunehmen. Sein erklärtes Ziel ist es, den geschäftlichen Erfolg zu nutzen, um weltweit für Nachhaltigkeit zu sorgen und der Menschheit das Leben auf anderen Planeten zu ermöglichen. 

Elon Musk, Tesla & SpaceX (Axelle/Bauer-Griffin/FilmMagic)

Deutlich zurückhaltender, aber nicht weniger einflussreich ist der derzeitige CEO von Google, Sundar Pichai. Er wurde in der südostindischen Stadt Chennai geboren und musste in seiner Kindheit ohne Annehmlichkeiten wie bspw. einem Kühlschrank auskommen. Nach einem Ingenieursstudium schaffte er es dank eines Stipendiums der Universität Stanford und der Familienersparnisse eines ganzen Jahres ins Silicon Valley. 2004 fing er bei Google an, wo er später maßgeblich an der Entwicklung des Browsers Chrome beteiligt war. Nach dem Wechsel der Unternehmensgründer Larry Page und Sergey Brin zur Google-Dachgesellschaft Alphabet nahm Pichai dann die Spitzenposition ein. 

In seiner Amtszeit als CEO hat er bereits sieben Produkte betreut und den Wechsel vom „Mobile first“- zum „Artificial Intelligence first“-Ansatz verkündet. Damit legte er den Zukunftskurs eines der größten Technologieriesen der Welt fest. Im Gespräch mit dem britischen Guardian  sagte er kürzlich: „Technologie soll demokratisch werden. Wenn jeder Mensch Zugang zu einem Computer und zum Internet hat, funktioniert die Suche für alle gleich, egal ob man ein Nobelpreisträger oder nur ein Kind mit einem Computer ist.“

Weitere wichtige Influencer aus der Tech-Szene sind der Microsoft-CEO Satya Nadella, der mit coolen Geräten und Clouddiensten neue Wege abseits von Windows einschlägt, und Reed Hastings, Mitbegründer und CEO von Netflix. Gleichzeitig steht die nächste Generation schon in den Startlöchern, wie z. B. der Snapchat-CEO Evan Spiegel, der Anfang 2017 jüngster Chef eines börsennotierten Unternehmens wurde.

 

Geschäftstüchtige Frauen

In den letzten 20 Jahren hat sich in den Industrienationen schon viel in Sachen Gleichberechtigung getan. Doch in den Chefetagen ist die Entwicklung noch nicht ganz angekommen. So werden die Frauen, die es dorthin geschafft haben, nicht nur zu Galionsfiguren für ihre jeweiligen Branchen, sondern auch für einen breiteren gesellschaftlichen Wandel.

Eine von ihnen ist Sheryl Sandberg, COO bei Facebook und eine der einflussreichsten Frauen der Welt. Nachdem sie als Stabschefin im US-Finanzministerium unter Bill Clinton sowie bei Google gearbeitet hatte, trat sie 2008 die Stelle als Chief Operating Officer bei Facebook an und leitet seither das operative Geschäft des sozialen Netzwerks. 2012 wurde sie achtes Mitglied – und die erste Frau – im Facebook-Vorstand. Mit ihrem Bestseller Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg löste sie eine Bewegung aus, die für Gleichstellung und gegen die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz kämpfte. Ihr Vermögen beläuft sich inzwischen auf über eine Milliarde US-Dollar.

Eine weitere Powerfrau, die sich ebenfalls für Gleichberechtigung einsetzt, ist die YouTube-Chefin Susan Wojcicki. Sie stieß 1999 als 16. Mitarbeiterin zu Google und war die erste Marketingmanagerin der Suchmaschine. Später leitete sie die gesamten Marketing- und Handelsaktivitäten. Unter ihrer Führung kaufte Google 2006 die Videoplattform YouTube für 1,65 Milliarden Dollar. Seit Februar 2014 ist sie CEO des Unternehmens, das inzwischen geschätzte 90 Milliarden Dollart wert ist. Bezüglich der Vorwürfe, das Silicon Valley sei ein reiner „Männerverein“, schrieb sie: „CEOs von Technologieunternehmen müssen Geschlechtervielfalt zur Chefsache erklären.“

Eine andere männerdominierte Branche rüttelte Mary Barra auf, als sie 2004 den CEO-Posten bei General Motors antrat. Dort überzeugt sie seither mit entschlossenem Handeln und einer klaren strategischen Vision. Letztes Jahr konnte das Unternehmen sein größtes Umsatzplus seit Langem verzeichnen und der Aktienkurs legte binnen zwölf Monaten um 25 Prozent zu.

Mary Barra, General Motors (Bill Pugliano/Getty Images)

In einer Zeit, da ein im Hobbykeller ausgebrütetes Konzept ganze Branchen auf den Kopf stellen kann, darf man sich nicht auf seinem Erfolg ausruhen, wenn man in der Geschäftswelt relevant bleiben will. Die hier vorgestellten Firmenchefs mögen heute in Sachen Reichtum, Innovation und Umbruch noch an der Spitze stehen, doch wer weiß, wer morgen für frischen Wind sorgen wird?